Ich achte darauf, mir keine Filme und TV-Serien mit Gewaltszenen anzuschauen. Es klingt für viele banal, fast übertrieben: „Ich kann keine Filme mit Gewaltszenen sehen.“ Doch wer hochsensibel ist, weiß: Das ist reiner Selbstschutz.
Filme und Serien gelten oft als entspannendes Abendprogramm. Zeit mit Freunden, mit dem Partner, etwas zum Abschalten. Doch genau das funktioniert für mich nicht – zumindest nicht auf diese Weise. Denn sobald Gewalt im Spiel ist, selbst wenn sie nur angedeutet wird, schaltet mein Körper in Alarmbereitschaft.
Mein Herz rast, ich spüre Anspannung in jeder Zelle, manchmal muss ich mich zurückziehen. Szenen, die für andere vielleicht „spannend“ sind, wirken auf mich tief verstörend. Und nein – es muss kein brutaler Thriller sein. Schon scheinbar harmlose Inhalte reichen manchmal aus, dass ich mich gedanklich aus der Situation ziehe und damit versuche mich ‚abzuschotten‘. Deshalb achte ich mittlerweile genau darauf, was ich mir anschaue. Am wohlsten fühle ich mich bei Filmen, die auf sanfte Themen setzen und bei denen ich sicher sein kann, dass sie keine belastenden Szenen enthalten.
Schwierig wird es, wenn man gemeinsam schauen möchte – mit Freunden oder dem Partner. Der gemütliche Serienabend kann plötzlich zur stillen Belastung werden. Man möchte nicht ständig „nein“ sagen. Man will dazugehören. Und trotzdem sitzt man da, stumm, mit Anspannung im Körper und dem Wunsch, einfach auszuschalten.
Auch Nachrichten sind so ein Thema. Ich möchte informiert bleiben – aber nicht traumatisiert. Ich habe gelernt, Überschriften zu scannen, Beiträge bewusst auszuwählen, keine Videos anzusehen, die mich nicht mehr loslassen. Das ist keine Ignoranz. Es ist Achtsamkeit.
Früher dachte ich oft: Stell dich nicht so an.
Heute weiß ich: Ich schütze meine Grenzen.
Es hat gedauert, bis ich mir erlaubt habe, so sensibel zu sein.
Mir bewusst zu machen, dass ich nicht schwach bin, sondern feinfühlig – und dass auch das eine Form von Stärke ist. Ich darf Nein sagen. Ich darf ausschalten. Ich darf mein Nervensystem schützen, auch wenn andere das nicht verstehen.
Und manchmal – wenn ich ganz ehrlich bin – wünsche ich mir mehr Raum für genau diese Gespräche. Darüber, dass „gemeinsam einen Film schauen“ nicht für alle dasselbe bedeutet. Und dass es völlig okay ist, das eigene Wohlbefinden über gesellschaftliche Gewohnheiten zu stellen.